Welche Inhalte auf Facebook nerven ganz besonders?

Mit dieser Frage ruft Björn Tantau zur Blogparade auf. Und natürlich lockt solch eine Einladung. Warum? Es ist ein kontroverses Thema, welches quasi jeden betrifft (zumindest jeden, der sich den sozialen Netzwerken nicht in Gänze verweigert) und zu dem folglich jeder eine Meinung und etwas zu sagen hat. Es ist eine Situation, die jeder kennt und mehrmals pro Woche oder gar am Tag erlebt – je nachdem, wie viel Zeit er selbst in sozialen Netzwerken verbringt. Und – mal ehrlich – wann wird man schon einmal offiziell eingeladen, sich so richtig aufzuregen und seine Meinung vor mutmaßlich Gleichgesinnten kundzutun? Solch eine Gelegenheit kann man sich doch gar nicht entgehen lassen, oder? Egal, wie viel Arbeit und Freizeitstress man gerade um die Ohren hat.

Werbung für den eigenen Blog

Natürlich schreibe ich das mit einem Augenzwinkern. Allerdings nicht nur. Menschen zu einem kontroversen Thema um ihre Meinung zu bitten ist eine gute Möglichkeit, diese aus ihrer Konsum-Komfortzone zu holen und Gespräche anzustoßen. Laufen diese dann auch noch über den eigenen Blog, wird der Inhaber bekannter und kommt in den Dialog. Wenn Sie also einen Corporate Blog betreiben, denken Sie doch einmal über das Instrument der Blogparade nach, um neue Leser für Ihre Seite zu gewinnen und mit Ihrem Content dauerhaft zu binden.

Dass dieses auch sein Ziel ist, sagt Björn Tantau in seinem Aufruf ganz offen – obgleich sein Blog auch schon vor dieser Blogparade überaus gut besucht war. Für Ihren Unternehmensblog müssen Sie ja nicht gleich ein kontroverses Thema wählen, zu dem jeder irgendeine Meinung hat. Grenzen Sie Ihre Zielgruppe ein, indem Sie um Input zu einem bestimmten Thema oder Trend in Ihrer Branche bitten. Wie Robert Weller, der kürzlich Kommunikatoren unterschiedlicher Couleur dazu aufrief, das Branchen-Modethema Content Marketing zu definieren.

Kommunikation, die nervt – ein persönliches Bekenntnis

Doch zurück zum aktuellen Aufruf. Welche Inhalte nerven dich besonders? Was tust du, wenn du solche Inhalte entdeckst (trotzdem anschauen, Content blocken)? Was tust du mit den Urhebern (entfolgen, virtuelle Freundschaft beenden, Profile der Urheber an Facebook weiterleiten, einfach ignorieren)? Das sind die Fragen, auf die Björn Tantau Antworten sucht. Und es gibt tatsächlich fünf Dinge die mir dabei spontan in den Sinn kommen.

Narzisstencontent: Die Top-Platzierung meiner persönlichen Nervliste. Im permanenten Buhlen um Aufmerksamkeit, Zuspruch und Bewunderung wird aus jedem noch so alltäglichen Ereignis ein sozial-mediales Erlebnis gemacht. Die Timeline ist gespickt mit Selfies und Fotos von allem, was man fotografieren und kommentieren kann. Der Tenor: mir geht es prima, ich bin toll, beliebt und erfolgreich und mein Leben ist ein einziges Fest. Das erinnert mich jeweils an eine Banken-Werbung vergangener Jahrzehnte, in der zwei Männer sich an einem Tisch gegenübersaßen und der eine dem anderen Fotos hinblätterte mit den Worten: mein Auto, meine Frau, meine Yacht…

Sinnsprüche: Platz zwei meiner persönlichen Nervliste. Vor allem Sinnsprüche, die gepostet werden, um einem eingeweihten Kreis eine kryptische Botschaft zu übermitteln. Braucht kein Mensch – Kommunikation über Bande in der Öffentlichkeit nervt. In die gleiche Kategorie fallen für mich Sinnsprüche, die auf den eigenen Gemütszustand hinweisen. Nach dem Motto: das Netz als Ersatztherapeut. Mal völlig in Ordnung. In hoher Frequenz allerdings obernervig. Die Dosis macht auch hier das Gift.

Werbeabwürfe: Platz drei. Die Plakatkleber und Flyerverteiler auf Facebook. Vor allem in Business-Gruppen zu beobachten. Diese zumeist kommentarlosen Werbeposts werden gern von Leuten abgeworfen, die sich inhaltlich kaum bis gar nicht einbringen. Ganz nach dem Motto: kostet ja nichts…

Kinder- und Tiercontent: Völlig verständlich, dass junge Eltern stolz auf ihren Nachwuchs sind. Aber das eigene Kind ständig und in allen Lebenslagen mit der Welt teilen und öffentlich machen? Nervt. Ebenso wie täglich Katzen, Hunden und Pferden beim Fressen, Rumstehen, Spielen, Schlafen oder auf dem Sofa liegen (nun, das trifft auf die Pferde eher weniger zu) zuzugucken.

Irreführende Headlines: Überschriften, die mehr versprechen als der Content halten kann haben sich in sozialen Netzwerken leider etabliert. Ein Beispiel: „Eigentlich sollte es ihr schönster Tag im Leben werden, aber was dann geschah, war ein Schock“. Meist auf Profilen und Seiten mit eher flachem Inhalt zu finden. Nervt. Wenn Sie einen Unternehmensblog schreiben: bitte lassen! Klare Empfehlung.

Was tun mit nervigem Content und seinen Urhebern?

Ich gestehe: manchmal kann ich mir einen Kommentar unter besonders nervigen Posts nicht verkneifen. Oft fällt es mir schwer, vor allem dann, wenn ich ohnehin schon angespannt bin. Meistens aber blende ich diese Posts in meiner Wahrnehmung aus und wende mich wichtigen und vor allem erfüllenderen Dingen zu. Leben und leben lassen eben. Ich MUSS mich damit nicht beschäftigen. Und wenn das mit dem Ignorieren doch nicht ganz funktioniert, hilft die Frage, warum dieses Verhalten bzw. dieser Content anderer jetzt gerade in mir Kampfhormone freisetzt. Es sagt mir also auch was über mich und meine momentane Verfassung aus. Und ja, ich habe Leute schon temporär ausgeblendet – private wie auch geschäftliche Kontakte. Virtuelle Freundschaften deshalb beenden? Eher nein.

Im B2B-Kontext werden Sie es weniger mit Narzisstencontent, Sinnsprüchen sowie Kinder- und Tiercontent zu tun bekommen, wohl aber mit Werbeabwürfen und Irreführenden Headlines. Allerdings lässt sich gerade in sozialen Netzwerken wie Facebook Berufliches und Privates nicht wirklich dauerhaft voneinander trennen.

Wohin mit dem Unmut über nervigen Content?

Sprichst du in sozialen Netzwerken mit anderen Usern über nervige Inhalte oder lästerst sogar darüber, fragt Björn Tantau. Nein. Auch, wenn es hin und wieder reizt. Wann immer ich das vermeiden kann, vermeide ich es. Warum? Weil es allerhöchstens dafür sorgt, dass ich mich noch länger mit etwas beschäftige, was mich ja eigentlich nicht betrifft, nichts angeht und mich zudem auch noch nervt.

Fazit:

Soziale Netzwerke haben die Kommunikation verändert und das hat wie alles andere auch Vor- und Nachteile. In vielen Punkten sind sie hilfreich, in einigen aber auch überschätzt. Das Schöne an sozialen Netzwerken: man kann sie ausschalten und damit selbst bestimmen, was man konsumieren möchte und was nicht. Und wovon man sich nerven lässt und wovon nicht. In diesem Sinne.

Harriet Lemcke Über Harriet Lemcke
Harriet Lemcke ist Beraterin, Trainerin und Interim Managerin für Unternehmenskommunikation und Organisationsentwicklung und hat langjährige Erfahrung in der internen & externen Kommunikation sowie im Journalismus. In ihrer Arbeit verbindet sie moderne Ansätze in PR und Marketing mit Methoden und Ansätzen aus der Managementlehre und der systemischen Beratung. Sie unterstützt dabei, die Qualität und Effizienz von Kommunikationsprozessen zu verbessern und Ressourcen optimal einzusetzen. Sie haben ein Thema und wollen neue Impulse? Nehmen Sie jetzt Kontakt auf! Zum Beratungsangebot

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4 Gedanken zu „Welche Inhalte auf Facebook nerven ganz besonders?“

  1. Ich muss sagen, dass mir aus der Liste die geposteten Tierbilder noch am angenehmsten sind. Dahinter steht zumindest nicht die Intention, anzugeben oder Facebook als reine Werbeplattform zu nutzen. Anstrengend finde ich dagegen tatsächlich, wenn pünktlich zum Verkaufsstart dutzende Leute ihr neues Smartphone präsentieren müssen. Was Werbeposts betrifft, habe ich auch schon oft feststellen müssen, dass einige Leute in Facebook Gruppen einfach nur platte Werbung machen, ohne sich vorher je konstruktiv eingebracht zu haben. Mit XING Gruppen habe ich da weitaus bessere Erfahrungen gemacht und mir gefällt bei XING eh, dass es etwas ruhiger ist und Businesskontakte im Vordergrund stehen.

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  2. Ich unterschreibe mal alles, was du in deinem Artikel beschreibst! Es scheint schon viele einsame Menschen da draußen zu geben, denen nichts anderes übrig bleibt, als ihr Wurstbrot aus der Kantine zu posten. Aber ganz besonders lieb habe ich die Weltverbesserer und Philosophen, die Irische Segenssprüche als Grafik versenden. Folgt man ihnen nicht auf Facebook, erhält man diese Bildchen per WhatsApp.
    LG
    Sabiene

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